Die ersten Autos in Weißbriach

Weißbriach 1954 – erzählt von Margit Rud

Ich war gerade 4 Jahre alt, als ich und meine Eltern das erste Mal nach Weißbriach kamen. Vater ging zum Gemeindeamt, denn er wollte prüfen ob es Sinn macht, hier eine Fleischerei aufzumachen. Mutter und ich spazierten einstweilen zur „Ronacher Handlung & Gasthaus“.

 

Ich erinnere mich noch gut an den dunklen, kleinen Laden mit schwarzen Eisenbalken vor den Schaufenstern. Mehl und Zucker wurde noch aus braunen Säcken in braune Papiertüten abgefüllt. Zuckerln, Honiglutscher und Stollwerk gab es aus einem großen Glas mit Deckel.

Zu dieser Zeit gab es 4 Tante-Emma-Läden. Diese waren: Ronacher Fritz sowie die Familien Waldner, Darrer und Socher. Weiters gab es eine Trafik, eine Bäckerei, zwei Zeugschmieden, eine Zimmerei, ein Schwimmbad, ein Kurhaus und das Köfferle Busunternehmen. Sägewerke gab es gleich 3: die Knaller, Memmer und die Santner Säge. Und natürlich gab es noch einen Pflanzgarten und viele Landwirte. Nachdem sich mein Vater das alles genau angesehen hatte, meinte er zu uns: „Das sind gute Voraussetzungen. Weißbriach hat noch keinen Fleischhauer&Selcher. Da macht es Sinn unser Geschäft zu eröffnen.“ Kurze Zeit später sind wir dann mit unserem Geschäft als Untermieter im Haus Zwickler eingezogen.

1954 gab es außerdem 4 Autos in Weißbriach. Herr Memmer, Herr Knaller, Herr Schnaubelt und mein Vater Herr Fercher waren die stolzen Besitzer. Wir hatten einen dunkelroter Steirer 500 mit hellbraunen Schweinsledersitzen. Da es zu dieser Zeit noch kein Postauto gab, wurde so mancher Notfall von einem der 4 Autobesitzer transportiert. In unserem Fall wurde das Auto neben sonstigen Taxifahrten für Sommerfrischer auch zum Tiertransport genutzt. Dafür wurde die Rückbank kurzerhand entfernt und die Schweine und Kälber, natürlich lebend, transportiert ganz nach dem Motto: Sonntags die Gäste und unter der Woche die Viecher. Das Kurhaus zog berühmte und bekannte Persönlichkeiten an. Und eben diese waren immer wieder Kundschaft in unserem Geschäft. Beispielsweise war der damalige Bundesminister Karl Schleinzer regelmäßiger Gast in unserem Haus. Worauf mein Vater besonders stolz war. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich die Fleischerei Fercher im Tal etabliert. So waren unsere Anfänge im Ort.

Ein Gitschtaler Einwohner

Weißbriach 1954

Das erste AutoErzählt von Margit Rud